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> Rezension: Die Badewanne des Archimedes
Sven Ortoli, Nicolas Witkoswki.
Die Badewanne des Archimedes. Berühmte Legenden aus der Wissenschaft.
Piper, 1997, 192 Seiten.
Es war vor ungefähr zweitausendzweihundert Jahren.
Die Geschichte kennen wir noch heute. Archimedes hatte seine Badewanne randvoll
gefüllt und machte sich daran, seinen Körper im Waschbottich zu verstauen.
Sekunden später sprang der Grieche auf, rannte hysterisch auf die Straße
und brüllte: "Heureka!" Auf deutsch "Ich hab`s gefunden". Was ihn zu diesem
kuriosen Ausbruch veranlaßt haben soll, war die Entdeckung des Archimedischen
Prinzips: "Der hydrostatische Auftrieb eines Körpers ist gleich dem Gewicht
der von ihm verdrängten Flüssigkeitsmenge." Den Sinn dieses Satzes
müssen wir in der Schule lernen.
Die Geschichte mit dem Badezuber bestätigt, was wir schon immer gewußt
haben: Geniale Forscher sind einfach anders. Nehmen wir zum Beispiel Newton,
der beim Nachmittagstee einen Apfel vom Baum fallen sah. Die Gesetze der Schwerkraft
lagen sozusagen am Boden und waren am Abend aufgeschrieben. Genauso symbolisch
ging es im Traum von August Kekulé von Stradonitz zu. Vor den schlafenden
Augen des deutschen Chemikers tanzte eine Schlange aus Atomen. Sie biß sich
in den Schwanz und drehte sich spöttisch im Kreis. Der Chemiker schreckte
hoch. Er hatte den Benzolring entdeckt. Aber das sind schon wieder zwei andere
Legenden aus der Wissenschaft.
Erzählt werden sie von Sven Ortoli und Nicolas Witkowski. Mit Ironie sind
die beiden Franzosen den wunderlichen Anekdoten um berühmte Forscher nachgegangen.
Von Leonardo da Vinci bis Einstein wandeln sich die Mythen der Wissenschaft hier
in unterhaltsame Geschichten. Sie führen den Leser zu der erstaunlichen
Erkenntnis: Erst der Mythos schafft, was dem Verstand ansonsten vielleicht verschlossen
bliebe. Ein vages Verständnis für die Erkenntnisse der Naturwissenschaft.
Und weil die Wissenschaft nicht bei Einsteins Relativitätstheorie stehen
geblieben ist, finden in diesem Band auch die Mythen der heutigen Zeit Platz.
Hier erfährt man, was sich hinter den Schwarzen Löchern verbirgt, wie
das Chaos mit seinem Schmetterlingseffekt funktioniert und wann die Außerirdischen
von Zigarren auf fliegende Untertassen umgestiegen sind. Das war am 24. Juni
1947. Kenneth Arnold aus Idaho saß am Steuer seines Privatflugzeugs und
sah neun glänzende Teller dahinrasen. Ein Jahr zuvor hatten die Schweden
noch UFO-Staffeln in Zigarrenform gemeldet.
Sven Ortoli und Nicolas Witkowski bewegen sich unbeschwert im Wirrwarr der Theorien.
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit, aber immer kenntnisreich und amüsant.
Am Ende dieses Streifzugs durch die Geschichte der Wissenschaft nimmt man in
Kauf: Man hat etwas gelernt.
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