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> USA: 3 000 Kilometer durch den Südwesten

Wikinger Reisen - Reiseberichte (Forum)

San Francisco - Yosemite - Mono Lake - Death Valley - Zion National Park.- Bryce Canyon - Arches National Park - Canyonlands - Mesa Verde - Monument Valley - Lake Powell - Grand Canyon - Los Angeles


San Francisco-Fieber

Die Sonne prallt heiß auf Kopf und Schultern. Ein Drehkreuz schiebt fortwährend Reisende aus der klimatisierten Halle des Flughafens San Francisco. Ohne Auto kommt man von hier nicht weg. Vierspurig führt der Highway in die Stadt. Statt europäischer Kleinwagen dominieren amerikanische Straßenkreuzer, die gemeinsam mit den näher kommenden Wolkenkratzern sorgsam gehegte Klischees befriedigen. Ein glatzköpfiger Typ Marke Teddy Savallas zwinkert im Vorbeifahren herüber. Statt am Lolly nuckelt er an einer Zigarette und verwandelt sich nach einem verdutzten Augenkneifen in einen unspektakulären Feierabendpendler.

San Francisco nimmt vom ersten Moment für sich ein, wie selbstverständlich, so als könne man gar nicht anders als diese Stadt zu mögen.

Union Square

"Jedem sollte es möglich sein, zwei Städte zu lieben, seine eigene und San Francisco", schrieb der Schriftsteller Gene Fowler (1890-1960) und brachte das Gefühl damit auf den Punkt. Nebelhörner und Brücken, Wolkenberge knapp über der pastellblauen Bucht, kühle Feuchtigkeit, die sich auf die Haut legt, Fisherman's Wharf, die Insel Alcatraz, Hügel, Cable Cars in steilen Straßenschluchten, China Town und Flower Power: San Francisco verführt gerade wegen seiner Widersprüche und stimmt wunderbar ein auf die Fahrt in den Südwesten der USA.


Yosemite: Im Tal des Grizzlys

Am Südrand des Yosemite Parks, wenige Autostunden von San Francisco entfernt, führt eine kurze Straße zum Hain der Mammutbäume (sequoia dendron gigantea).

Giant Tree

Im Mariposa Grove wachsen 500 Mammutbäume. Ihr Stamm kann bis zu 28 Meter umfassen.

Warm ist es hier, fast ein wenig stickig. Die Schritte federn auf dem lehmroten Waldboden, während der Blick an den mächtigen Redwood-Bäumen hoch gleitet. Im Mariposa Grove stehen 500 uralte Holzriesen. Der größte und älteste unter ihnen, der Grizzly Giant, verankerte seine Wurzeln im Boden sechs Jahrhunderte bevor Jesus in Nazareth geboren wurde, ungefähr zu der Zeit, als der historische Buddha in Indien lehrte. Der Grizzly Giant soll 2700 Jahre alt sein, misst gut neun Meter im Durchmesser und ist 64 Meter hoch. Dem Botaniker John Muir ist es zu verdanken, dass diese mächtigen Giganten Anfang des 20. Jahrhunderts von den Holzfällern verschont blieben. Er übernachtete an der Seite von Präsident Theodor Roosevelt unter den Bäumen und überzeugte den Staatschef, dass der Wald Teil des gerade entstehenden Yosemite-Nationalparks werden müsse.

Yosemite Falls

Die Yosemite Falls fallen in zwei Stufen ab. Bei Sonne fangen sich Regenbögen im Sprühnebel.



Yosemite heißt in der Sprache der Indianer "Grizzlybär". Auf gut 3000 Quadratkilometern erstreckt sich ein bergiges Paradies mit Höhenlagen bis zu 4000 Metern. Gewaltige Gletscher haben sich tief in den Granit geschürft und ein U-förmiges Tal hinterlassen, das in der Morgenluft nach Tannennadeln riecht. In Serpentinen windet sich ein Pfad am Hang. Er führt bergauf zu den 739 Meter hohen, in drei Stufen abfallenden Yosemite Falls. Sprühnebel und Sonnenlicht schaffen kleine Regenbögen im frei fallenden Wasser. Sie glitzern durch die Kiefern hindurch. Auf der Oberkante wartet eine großartige Gebirgsszenerie, in deren Mittelpunkt der halbrunde, elefantengraue Buckel des Half Dome (2695 Meter) steht.

Eiskaltes Gebirgswasser zieht an den Füssen, strudelt und tanzt die Felsbrocken entlang bis es in den Sog nach unten gerät. Durch das Rauschen des Wassers klingt fröhliches Lachen von Wanderern, die am Fluss ein Bad in der Sonne nehmen.

Yosemite Fall und Half Dome

In der Mitte des Yosemite National Park wölbt sich der 2695 m hohe Half Dome.

Kalifornien ist ein Land der sportlichen Extreme und das gilt auch für den Yosemite Park. Auf halbem Weg den Berg hinab biegen Läuferinnen um die Ecke, die ihren aus Knochen, Muskeln und Haut bestehenden Körper bergauf treiben. An dem 1000 Meter hohen Monolithen El Capitan an der nördlichen Flanke des Yosemite-Tals üben Felskletterer den senkrechten Aufstieg. Als winzige Punkte am Fels erreichen sie zum Sonnenuntergang den obersten Überhang. Dort bleiben sie in ihren Gurten hängen bis zum nächsten Morgen.


Schwefelquellen und Geisterstädte

Tioga-Pass

Tioga Pass: Kiefern krallen ihre Wurzeln in den Granit

Auf der Nordseite des Yosemite National Parks beginnt die Tioga Road: eine spektakuläre Gebirgsstraße über den Kamm der Sierra Nevada, die wegen Schneefalls manchmal bis in den Juni hinein geschlossen bleibt. Der Tioga-Pass liegt höher als der Gipfel der Zugspitze. Dennoch wachsen hier stattliche Kiefern. Nadelwälder, Bergwiesen und glasklare Seen säumen die Passtrasse in mitten von Granitkuppen, die wie stumpf gewordene Sägezähne aussehen.

Auf der anderen Seite des Passes schlängelt sich die Strasse rasant talwärts ins Becken des Mono Lakes. Die weite, von schneebedeckten Gebirgsausläufern umrandete Ebene wirkt menschenabweisend. Doch nur 20 Kilometer weiter, in den mit kurzem braunen Gras bewachsenen Hügeln der nördlichen Sierra, zeugt die Geisterstadt Bodie von dem Ansturm, den diese Gegend erlebt hat. Um 1870 lebten hier 10 000 Einwohner im Goldrausch. Schießereien, Prügeleien, Mord und Totschlag brachten Bodie den Ruf ein, das wildeste Lager im "Wilden Westen" zu sein.

Mono Lake

Zulauf zum Mono Lake in der Sierra Nevada

Übrig geblieben sind davon malerisch konservierte Ziegel- und Holzgebäude, blinde Spiegel im Saloon, und Bergwergsanlagen.

Fast genauso verlassen liegt der Mono Lake in der Landschaft. Sein Wasser schimmert türkisblau und riecht nach ausgeschwemmten Mineralien. Salzkrusten überziehen die Felsbrocken entlang der Wasserlinie. Seit den 1940er Jahren zweigt Los Angeles zuviel Wasser aus den Zuläufen ab. Amerikas ältester Binnensee schrumpfte zusammen und versalzte. Mit fallendem Wasserspiegel tauchten ungewöhnliche Kalkformationen auf, so genannte Tufas, die wie bizarre Türme einer untergegangnen Stadt in den blauen Himmel ragen.


Heiße Schwefelquellen

Bad in heißen Schwefelquellen

Zehn Kilometer weiter laden heiße Quellen zu einem Bad im Fluss ein. Von einer offenen Schwefelstelle weht der flüchtige Geruch fauliger Eier über das Wasser. Von unten sprudelt es kochend heiß. Wie in einem Whirlpool blubbert es, wo heiß und kalt aufeinander treffen. Die Haut prickelt wohlig, wenn der Körper aus dem Wirbel zurück ins gebirgskalte Wasser des Flusses treibt.



Death Valley: It's hot!

Ein schwarzes Asphaltband läuft schnurgerade durch das Death Valley. In der Mittagssonne steht die Hitze wie eine Wand. Die Luft flimmert. Das Licht gleißt. Nach zehn Minuten am tiefsten Punkt Amerikas wird jeder Schritt zur Mühsal. Der Körper scheint in sekundenschnelle trocken zu fallen. Im Kopf rotiert nur ein Gedanke: zurück in den klimatisierten Kleinbus. Ein Wunder, dass in den hellgelben Sanddünen überhaupt Gestrüpp wächst. Unvorstellbar, wie Menschen hier tagelang mit Vieh und Holzwagen durchziehen konnten.

Zabriskie Point

Wie Wirsingblätter ziehen sich die Lehmhügel am Zabriskie Point in das Death Valley

Am Zabriskie Point fällt die Backofenhitze erneut über jeden her, der den Fuß vor die Autotür setzt. Der dicke Mann vom Tuborg-Plakat würde hier viele Anhänger für sein Bier gewinnen. Und dennoch ist es genau diese sonnendurchglühte Leere, die die Landschaft so atemberaubend macht. Hier wächst nichts mehr. Die erodierten Ablagerungen eines lange verschwundenen Flusses sehen aus wie riesige versteinerte Wirsingblätter. Adern über Adern laufen an den zerschrundenen Lehmhügeln hinunter. Erst im Abendlicht gewinnen die Berge wieder Tiefenschärfe und schaffen gemeinsam mit der untergehenden Sonne eine dramatische Schönheit, die Michelangelo Antonioni in seinem 1969 gedrehten Film "Zabriskie Point" festzuhalten verstand.

Nach Sonnenuntergang gewinnt dann die Neonkapitale Las Vegas Tiefenschärfe. Die glitzernde Pracht der Spielkasinos mit ihren Daddelautomatenhallen, die pyromanen Seeräuberschlachten und Vulkanausbrüche, Sphinxen, Katakomben und Klein-Manhattans halten bis spät in die Nacht auf Trab. Doch mehr noch als das Zockerparadies locken die Nationalparks im Mormonenstaat Utah.


Fluss in die Traumwelt

Knöcheltief plätschert der Virgin River über das Kiesbett. Vor dreizehn Millionen Jahren fing er an, sich durch den Kalkstein zu schneiden und den Zion Canyon zu formen. Neunhundert Meter tief ist der Fluss gekommen. Auf seinem Weg nach unten hat er Felsenschluchten mit bauchigen Kurven geschaffen, die die Wucht des um die Ecken tobenden Wassers erahnen lassen.

Virgin River im Zion National Park

Im Zion National Park hat der Virgin River enge Schluchten in den Stein geschnitten. Manche Wände ragen 1000 Meter in die Höhe.

An manchen Stellen scheinen sich die Felswände oben zu berühren, an anderen fällt warmes Sonnenlicht auf den Wanderweg durch die enge Schlucht. Irgendwann wird der Fluss selbst zum Weg. Dann erweisen sich die wasserfesten Sandalen als gute Investition, denn hinter jeder Ecke taucht eine neue Krümmung auf, die neugierig auf mehr macht. Wie im Flug ist ein ganzer Tag in der angenehmen Kühle am Grund vergangen.

Außerhalb des Canyons mäandert der Fluss über die Ebene. Um den Campingplatz im Zion National Park plätschert es sanft. Flache Sandkuhlen unter den Laubbäumen direkt am Flusssaum bieten ausreichend Platz für Iso-Matte und Schlafsack. Im Dunkeln gurgelt das Wasser über die Kiesel. Wie das Tor zu einem versunkenen Märchenland liegen Laubzweige auf dem Fluss, heben und senken sich im Strom des dahin fließenden Wassers und ziehen die Gedanken fort. Licht sickert von den Zelten durch die Blätter. Gitarrenakkorde klingen herüber. Schließlich bleibt das schnelle Wispern des Flusses, das den Geist in eine Traumwelt entführt.


Die Welt der Canyons

Mit dem Zion National Park wechselt die Farbe der Felsen zu einem immer intensiver werdenden Rot. Eine magische Landschaft beginnt. Sie führt in eine Weite, die sich nicht halten lässt. Ohne es recht zu bemerken, ergreift eine ungewohnte Gelassenheit Raum, die wohl daher rührt, dass die eigene Existenz angesichts der Millionen Jahre alten Formationen so kurz wie der träge Augenaufschlag eines Reptils erscheint. Die Gewalten, die hier im Gange sind, lassen einen Menschen zerbrechlich wirken, zufällig und klein. Seine Anwesenheit hinterlässt so wenig Spuren wie ein plattgetretener Käfer, dessen Panzer mit dem nächsten Regen weggewaschen wird. Ein Aufbegehren wäre vermessen. Diese Landschaft überwältigt. Sie macht still und lehrt eine tiefe Freude daran, in ihr verweilen zu dürfen.


Bryce Canyon

An der Oberkante des Bryce Canyons legt sich ein Irrgarten aus rot und gelb gefärbten Steinpfeilern in das Halbrund des Tals.

Bryce Canyon von oben

Verwitternde Steinpfeiler und schmale Felswände am Beckenrand des Bryce Canyon

Dicht gedrängt ragen filigrane Felsnadeln, mächtige Türme und Zinnen in die Höhe. Sie erinnern an die Schloss- und Wallanlagen eines ehemaligen Königreichs. King Arthurs Camelot könnte hier verwittern oder eine zu Stein gewordene Armee auf ihren Marschbefehl warten. Zu dieser Erklärung kamen zumindest die Paiute-Indianer, die den Canyon als heilig verehrten und einen großen Bogen um ihn machten.


Felsnadeln im Bryce Canyon

Rote Felsnadeln drehen sich aus den Schluchten nach oben

Der Zauber dieses zerbrechlichen Naturwunders bleibt auf dem Pfad nach unten erhalten.

Wie gedrechselt wirken die Felsnadeln, die sich im Wettstreit mit vereinzelten Kiefern in die Höhe winden. Sie bilden ein steinernes Labyrinth, in dem eine Kuh tagelang unbehelligt herum spazieren könnte. Das erkannte schon der Mormonen-Rancher Ebenezer Bryce: "Der Bryce Canyon ist ein verdammt schlechter Ort, um eine Kuh zu verlieren" hinterließ er der Nachwelt, was darauf schließen lässt, dass so manche seiner Kühe in diesem Tal stiften ging.

Der Bryce Canyon gehört zum Colorado-Plateau und ist trotz seines Namens kein Canyon, sondern ein ehemaliges Cliff. Dadurch dass das Gestein sowohl aus feinkörnigen weichen Sedimenten besteht als auch aus härterem Schieferton, Kalk- und Sandstein, verwittert es unterschiedlich schnell und bringt so die eigentümlichen Turmformationen hervor.


Torbögen und Viadukte

Auf ähnliche Art entstanden die spektakulären Naturbögen im nächsten Schutzgebiet, dem Arches National Park. Vor 300 Millionen Jahren bildete sich hier ein riesiges Binnenmeer. Als dieses verdunstete, hinterließ es mehrere tausend Meter mächtige Salzlager. Über denen lagerten sich rund eine Meile dicke Gesteinschichten ab.

Steinrippen im Arches National Park

Arches National Park: Erodierte Gesteinsrippen im Devil's Garden

Das Salz war für das Gewicht dieser Schichten eine instabile Basis. Sie sackten nach, verschoben und bogen sich, bildeten Spalten und Risse. An denen konnten Wind, Eis und Regen ansetzen, um den Sandstein zu Torbögen und Fenstern auszuschleifen.

Der Star des Parks ist der Delicate Arch, ein natürlicher Arc de Triomph, der isoliert auf einem Plateau steht. Er ist das Wahrzeichen des Arches National Park und eine beliebte Werbekulisse für Schokoladenriegel. Mindestens genauso eindrucksvoll ist die Wanderung durch den Devil's Garden im äußersten Norden des Parks.

Landscape Arch

Der Landscape Arch überspannt 100 Meter und gehört zu den größten Naturbögen der Welt

Erosion und Verwitterung wirken hier wie geheimnisvolle Bildhauer, die mit wundersamen Formationen zwischen hoch aufragenden Felswänden überraschen. Kleine und große Bögen überspannen das Gestein. Schmale Passagen führen durch die Felsen hindurch. Unvermittelt gibt ein Fenster im Fels den Blick frei auf die weite Ebene hinter der Wand. Wie Rippen kerbt sich der Stein dort, wo der Fels aufhört. Tief abgetragene Spalten laufen über mehrere hundert Meter parallel zur Ebene. Auf ihren glatt geschliffenen Oberkanten geht es sich wie auf einem Viadukt. Eröffnet wird diese Ansammlung von Naturwundern mit dem Landscape Arch. Er hat eine Spannweite von hundert Metern und zählt damit zu den größten natürlichen Bögen der Welt.


Canyonlands

Canyonlands Death Horse Point

Abendsonne am Death Horse Point

Im frühen Morgenlicht schimmern die Steine um den Landscape Arch orange-golden, fast als flößen hier Goldadern über den Fels. Abends fängt sich die Sonne im wenige Meilen weiter südlich gelegenen Nationalpark Canyonlands. Am 1800 Meter hohen Death Horse Point fällt der Fels steil ab. Früher trieben Cowboys die Wildpferde der Gegend auf dieses Plateau, von wo sie nicht mehr fliehen konnten. Tief unterhalb des natürlichen Aussichtspunktes beschreibt der Colorado River eine U-förmige Schleife. Der Blick geht weit über rostbraune Tafelberge und Schluchten, durch die sich ein schlammig grüner Fluss windet. In diesem Geländedreieck aus zerbröckelnden Plateaus und Klippen treffen Colorado und Green River aufeinander. Unter einem milchig grauen Himmel sehen die Wüstenschluchten fahl und trostlos aus. Sobald die Abendsonne aber durch die Wolkendecke bricht und auf die Oberkante der roten Felswände trifft, glühen diese wie heiße Kohlen.


Häuser in den Klippen

Eine aus Baumstämmen gezimmerte Leiter lehnt an der ockergelben Steilwand. Sie führt zehn Meter nach oben ins Balcony House, zu einer der großen Klippenwohnungen im Mesa Verde National Park. Gleich unterhalb eines Überhangs fügen sich verfallene Ruinenhäuser in den Fels.

Plaza vor den Klippenwohnungen Leiter zum Balcony House Klippenwohnungen

Die Klippenwohnanlage Balcony House mit ihren Brunnenähnlichen Kivas im Felsboden

Ton in Ton gehen Ziegel und Felsstein ineinander über, so dass die Wohnanlage nur aus der Nähe zu sehen ist.

Hier wohnten einst die Anasazi, was in der Navajo-Sprache die Alten oder früher einmal Dagewesenen bedeutet. Die Anfänge der Anasazi-Kultur liegen im 1. Jahrhundert v. Chr.. Ihre Blütezeit erlebte diese Kultur zwischen 1100 und 1300 n. Chr.. Da wurden in Europa Gotik-Kirchen in den Himmel gebaut. Doch auch die Anasazi boten architektonisches und handwerkliches Geschick auf. Ausgeklügelte Bewässerungssysteme und gemauerte Erdgewölbe mit Kamin und Luftschächten zeugen von ihrem Können.

Im Balcony House ist der Platz vor den Wohnhäusern von zwei runden, brunnenartig in den Boden versenkten Räumen durchbrochen. Diese so genannten Kivas dienten als Versammlungsorte, für Zeremonien und Heilungsriten. Sie waren mit flachen Holzdächern abgedeckt, die in den Klippenwohnanlagen eine Plaza bildeten, auf der Kinder spielen konnten oder alltägliche Arbeiten verrichtet wurden. Heute sind die Dächer lange verwittert, so dass der Blick direkt nach unten auf die um die Wand gemauerten Sitzbänke, die Feuerstelle und den Kamin geht.

Um 1300 verließen die Anasazi ihre Klippenwohnungen in Mesa Verde. Niemand weiß bisher, warum. Vermutlich wanderten sie aufgrund einer jahrzehntelangen Trockenperiode nach Süden ab. Ungefähr zu dieser Zeit rückten aus Norden neue Indianergruppen nach. Navajos und Apachen-Stämme ließen sich im Südwesten nieder, den sie bis heute als ihr Stammland betrachten. Aber auch sie scheinen auf bereits verlassene Siedlungen gestoßen zu sein, denn von den Navajos kommt der Name Anasazi, die früher einmal Dagewesenen.


Ritt in die Prärie

An der nördlichen Grenze des heutigen Navajo Reservats zwischen New Mexiko und Arizona liegt eine der bekanntesten Kinofilm-Kulissen der USA: das Monument Valley. Rote Sandsteintürme und monolithische Tafelberge wachsen aus der weiten Ebene. Das Tal wird von Navajos verwaltet. Sie verdienen an den Jeep Touren in die Abendsonne und den eintägigen Ausritten in die erodierte Felslandschaft. Lagerfeuer und Übernachtung inklusive.

Monument Valley zu Pferd Tafelfels und Pferde

Mit dem Pferd zwischen den Tafelbergen des Monument Valley

Gleich unterhalb des Camping-Platzes vor den drei berühmten Tafelbergen laufen bunt gescheckte Pferde in einer abgezäunten Koppel. Ein Navajo sucht sieben Tiere aus, fünf für unerfahrene Reiter, zwei für Reiterinnen, die schon mal ein Pferd von oben gesehen haben. Und dann geht es los in die Prärie. Robust und dickfellig traben die Pferde voran. Nur wenn ein Pferd übermütig wird, preschen die begleitenden Navajos heran. Ein scharfer Pfiff genügt. Anders könnte man wohl auch nicht stümpernde Anfänger auf Gäule setzen und durch die Wildnis reiten lassen. Hackentritte in die Flanke interessieren diese Tiere nicht. Zügel, die auf das Hinterteil geworfen werden, führen gelegentlich zur Beschleunigung. Vor allem aber reagieren diese Pferde aufeinander. Sobald ein Tier in langsamen Galopp fällt, folgen die anderen. Dann endet das schnelle Auf- und Abhüpfen im Sattel. Der Körper des Pferdes geht in ein fließendes Rollen über. Franz Kafkas (1883-1924) Gedicht vom Indianer wird lebendig:

Wenn man doch ein Indianer wäre
gleich bereit, und auf dem rennenden Pferde,
schief in der Luft, immer wieder kurz erzitterte über dem zitternden Boden,
bis man die Sporen ließ, denn es gab keine Sporen,
bis man die Zügel wegwarf, denn es gab keine Zügel,
und kaum das Land vor sich als glatt gemähte Heide sah, schon ohne Pferdehals und Pferdekopf.

Nach zwei Stunden endet der Ritt in einer Felsenschlucht. Die Pferde bekommen Heu, die Touristen Limonade und Brot. Am mittelblauen Himmel steht ein weißer Mond. Die Schatten aus der Schlucht wandern langsam die erhitzten Felswände hoch. Eine weitere Touristengruppe reitet heran und lässt sich am Picknick-Tisch nieder.

Morgensonne im Monument Valley

Die Morgensonne biegt um die Ecken einer Schlucht im Monument Valley

Plötzlich ist es dunkel. Ein Navajo sitzt am Lagerfeuer. Irgendwann holt er seine Flöte und beginnt auf ihr zu blasen. Melancholisch klingt das, und mitten in diesem Klischee scheint nichts anderes mehr von Bedeutung als sich von der Dunkelheit gefangen nehmen zu lassen und den Geräuschen der Tiere, des Feuers und der Flöte zu folgen. Der Nachthimmel wölbt sich wie eine Kuppel. Im Schlafsack zwischen raschelnden Sträuchern und Büschen bleiben die Augen gebannt auf Millionen Sternen hängen.

Morgens um sechs raschelt es wieder, diesmal von aufgezogenen Schlafsäcken und durchwühlten Rucksäcken. Die Morgensonne biegt gerade um die Ecken der Schlucht. Wie vor einem Scherenriss erfassen die Strahlen einen Sandsteinberg nach dem nächsten. Ein rosa-gelbes Lichtspiel tut sich auf, das erst dann zur Nebensache wird, als der Hintern Tuchfühlung mit dem Sattel aufnimmt. Der Muskelkater in der Sitzfläche hält zwei Tage.


Wassersport in der Wüste

Am zweitgrößten Stausee der USA staut sich nicht nur das Wasser. Im August sind Körpertemperatur und Außentemperatur ungefähr identisch. Türkisblau funkelt der Lake Powell inmitten einer wüstenhaften Landschaft ohne Grün.

Lake Powell

Baden im gestauten Colorado auf der Staatsgrenze zwischen Utah und Arizona

Hinter einer gigantischen Talsperre aus grauem Beton hat sich der Colorado 300 Kilometer weit ausgebreitet. Sechsundneunzig geflutete Seitencanyons geben dem Stausee das Aussehen eines Kraken. Die Küstenlinie des Lake Powell ist mit rund 3 000 Kilometern länger als der Westen der USA am Pazifik. Ausflugsdampfer, Wasserski-Boote, Segler und Surfer verteilen sich großzügig auf dem Wasser. Weiße Wattewolken trödeln über den blauen Himmel. Nichtstun ist die einzig logische Entscheidung. Die Hitze entschleunigt ins Zeitlupentempo. Erfrischung bringt allein ein Sprung vom Klippenstrand. Dann brennt die Sonne nur noch auf dem Kopf.


Grand Canyon

Vom Mekka für Wassersportler geht es weiter zur berühmtesten Schlucht der Erde. Über ihr hängt ein dunstiger Schleier. Wie schon in den Canyonlands wirkt die zerklüftete Landschaft des Gand Canyons von oben fahl und milchig, fast unspektakulär. Die enormen Ausmaße des Canyons werden aus der Luft sichtbar.

Grand Canyon Panorama

Blick vom South Rim des Grand Canyons ins tiefste Flußtal der Welt

Langsam fliegt der Helikopter über eine waldbestandene Ebene, bis plötzlich die Erde unter ihm weg bricht. Die spanischen Konquistadoren der Coronado-Expedition waren die ersten Weißen, die an diese Kante des Gand Canyons stießen und vergeblich einen Weg hinein suchten. Ihnen folgten Pelztierjäger, Händler und erste Forschungsreisende. Im Mai 1869 startete Major John Wesley Powell seine erste große Expedition durch den Grand Canyon. Neun Männer und vier Boote steuerten auf dem Colorado ins Ungewisse. Nachempfinden lassen sich die Strapazen dieser dreimonatigen Expedition im IMAX Theater des Grand Canyon Village. Seit Jahren wird hier der 3-D-Film "Grand Canyon - The Hidden Secret" gezeigt.

Bright Angel Trail

Über den Brigth Angel Trail durch vier Klimazonen zum Plateau Point

Einfacher als eine Rafting-Tour auf dem Colorado und gleichfalls atemberaubend ist die Wanderung vom South Rim hinab in den Canyon. Morgens um fünf schiebt sich eine feuerrote Sonne über den Rand der Schlucht. Am Abgang des Bright Angel Trail warnt eine Schild mit Totenkopf: "Danger. Extrem Heat Conditions Exist In The Canyons. Hiking May Lead To Life-Threatening Injury Or Death! Hike At Your Own Risk." In der Kühle der Morgendämmerung murren nur die Kniescheiben. 7,4 Kilometer windet sich der Pfad entlang steiler Abbrüche hinunter zu den Indian Gardens. Um sieben Uhr morgens ist es hier bereits empfindlich warm. Nur die breiten Kronen der grünen Cottonwood-Bäume spenden Schatten in einer ansonsten ausgedörrten Steinlandschaft.

Algarven und Kakteen säumen den über die Ebene laufenden Weg zum Plateau Point. Dieser Aussichtspunkt liegt direkt über dem inneren Canyon.

Die Oase Indian Gardens Kaktus im Grand Canyon

Der von Rinnen zerfurchte Felsen fällt hunderte Meter steil ab zum grün am Grund fließenden Colorado River. Am liebsten würde man auf dem flachen Plateau oben den Morgen genießen, wäre da nicht die Sonne, die daran erinnert, dass die Hitze hier in Kürze über 40 Grad erreichen wird.

Die zweieinhalb Kilometer zurück zu den Indian Gardens geben einen Vorgeschmack auf den Aufstieg. Zwischen der Oase und dem oberen Canyonrand liegen 1160 Höhenmeter und vier Klimazonen. Das wichtigste Utensil auf dem Weg nach oben ist eine 1,5 Liter-Flasche. Ihr Inhalt reicht genau bis zum nächsten Wasserschlauch. Der erste kommt nach 2,4, der zweite nach etwa 4 Kilometern. Dazwischen läuft der Schweiß aus allen Poren und hält das T-Shirt erträglich nass. Rote, gelbe, braune, graue, grüne Schiefer-, Sand- und Kalksteinschichten türmen sich bis an den Horizont.

Blick vom Plateau Point

Um acht Uhr morgens sind am Plateau Point bereits 35 Grad.

Wie eine Lichtorgel laufen große Wolkenschatten über die Felsnasen, Plateaus und Kegelberge. Irgendwann auf den letzten zweihundert Metern kommt der Moment, wo der Körper nicht mehr weiter will. Dann hilft nur, die Augen an den Boden zu heften und die Füße einen vor den anderen zu zwingen. In Sichtweite der Oberkante verwandelt sich die Müdigkeit wieder in Euphorie - und in verdutztes Staunen. In der Mittagssonne kommt eine Frau auf Stöckelschuhen den Pfad herab. Eine vierköpfige Familie schlendert nach unten, ausgerüstet mit einer Halbliterflasche Cola. Ihr folgen zwei übergewichte Männer mit hochrotem Kopf. Jedes Jahr holen die Park Ranger Dutzende Touristen aus dem Canyon, die sich zu weit vorgewagt haben in die majestätische Schönheit dieses einzigartigen Naturwunders und nicht mehr aus eigener Kraft nach oben kommen.


Los Angeles: Smog und Großstadtflair

Chromglänzende Trucks, eine Shopping-Meile in der Mitte von Nirgendwo - achtspurig rückt Los Angeles näher. Planquadrat an Planquadrat wachsen Vororte in die Breite. Fußgänger gibt es hier nicht, dafür jede Menge Autos und übereinander gebaute Autobahnkreuze. Der Sunset Boulevard beginnt Meilen bevor er das Chinese Theater und den Walk of Fame kreuzt. Umkreist von Freeways in alle Himmelsrichtungen wächst die Skyline von Downtown L.A. aus einer flachen Betonlandschaft. Bei Nacht heben sich die Wolkenkratzer aus einem endlosen Lichtermeer. Vom Observatorium am Griffith Park laufen weiße Lichtschneisen wie Landebahnen in die Dunkelheit. Bläulich-rote Rechtecke reihen sich dazwischen. Kurz vor dem Horizont werden die Häuserpunkte zu einem grünlich-gelben Schimmer, der an den Himmel stößt. Surreal wirkt das, so als würde die ganze Welt von bunten Glühwürmchen bevölkert.

Ocean Front Walk

Ocean Front Walk in Venice

Am Tag verschwindet der Lichterzauber hinter Abgasen und Staus. Downtown L.A., Santa Monica Freeway, Venice Boulevard und endlich: Weiterfahrt verboten. Auf dem Ocean Front Walk von Venice Beach schieben Menschen an T-Shirt-Verkäufern, Postkartenständern, Sonnenbrillen und elektronischem Spielzeug vorbei. Orangensaft fließt aus Saftpressen. Wie auf einem Jahrmarkt turnen Akrobaten und Jongleure. Kartenleger bieten ihre Dienste. Afrikanische Trommler trommeln inmitten einer Menschentraube. Dazwischen laufen Skater, drippeln Basketballer. Ölglänzende Fitness-Freaks hebeln Gewichte in den Open Air Studios. Das letzte Stück bis zum Wasser füllt weißer, feiner Standstrand. Langsam rollt er an, der Pazifische Ozean. Fast spiegelglatt ist seine Oberfläche. Dann schwappt er gelassen an den Strand, spült um Füße und Waden und hinterlässt einen meterbreiten Schaumrand entlang der kalifornischen Küste.


Pazifik bei Venice Kinder im Wasser


  • Mehr Informationen zu dieser Wander- und Zeltreise:
    www.wikinger-reisen.de

    Stichwort:
    Erlebnis Fernreisen -> Nordamerika -> USA Südwesten



 
 

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© nicole zöllner phone (040) 500 187 44 e-mail: zoellner@das-triffts.de

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