das triffts! |
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> Reisenotizen
Dahab - ein Beduinendorf, das sich mit einer Reihe halboffener
Palmenbauten und Strohhütten auf die ersten Rucksacktouristen einstellt
- bietet Spaghetti, Tee und Backgammon vor einer grandiosen Kulisse. Pünktlich
zum Vollmond füllen sich die Hütten mit Besuchern, die von Israel
in die Wüste
kommen. Vier Nächte lang sitzen Menschen andächtig versunken am Strand.
Vier Nächte lang erhebt sich der Mond gleich einer gelb illuminierten
Scheibe aus dem Roten Meer, bis er als riesiger runder Ball über
dem Meeresspiegel steht, langsam an Höhe gewinnt und wieder auf das gewohnte
Maß schrumpft. Neonweiß, unnahbar und schön.
In jeder der 72 Glocken sitzt verborgen ein kleiner Buddha. Es bringt Glück, die Finger und Füße der Buddhas in den Glocken zu berühren und jeder, der es hier hoch geschafft hat, steckt als erstes seinen Arm in eine Steinglocke, bevor er andächtig in Schweigen versinkt. Weit geht der Blick über das Tal und man muss nicht Buddhist sein, um eine Ahnung von der "Welt der Fixierungslosigkeit" zu bekommen, die diese kreisförmigen Ebenen repräsentieren. Die alles überragende Stupa in der Mitte der Glockenkreise ist leer. Sie symbolisiert das Nirwana, die unbedingte, völlige Ruhe, mit der der Daseinskreislauf nach der buddhistischen Lehre zu seinem Ende kommt.
Über Jahrhunderte lag der Borobudur begraben unter vulkanischer Asche. Die
Freilegung und Restaurierung des Tempels offenbarte den detailgenauen Einfallsreichtum
der Erbauer. Das gesamte Monument ist angelegt als ein buddhistisches Abbild
des Kosmos: es beginnt mit dem alltäglichen Leben, der Welt der Leidenschaften
und Wünsche und windet sich über acht Ebenen hoch ins Nirwana. Fünf
Kilometer misst der Weg um die Galerien. Er führt an 1500 Reliefplatten
entlang, die wie ein Bilderbuch die buddhistische Lehre und Aspekte des javanischen
Lebens vor tausend Jahren wiedergeben. Schiffe und Elefanten, Musiker und tanzende
Mädchen, Affen und Gänse, Kämpfer und Könige ziehen vorbei.
Von den offenen Balkonen oberhalb der Galerien blicken derweil vierhundert stille
Buddhas ins Tal hinab, in dem ein neuer Tag anbricht.
Doch nicht nur die Dänen veranstalteten hier Blutrünstiges.
Im Norden der Bucht, dicht an einer steilen Klippe, liegt die Ruine von Slains
Castle. Dieses Anwesen diente dem irischen Schriftsteller Bram Stoker als Vorlage
für
Schloß Dracula. Von 1893 bis 1910 verbrachte Stoker seine Sommerferien
in der Cruden Bay, mietet sich ein Landhaus in dem winzigen Ort Wynniefold und
schrieb seinen Roman "Dracula". Wenn er an den Klippen entlang wanderte, fiel
sein Blick unweigerlich auf Slains Castle. Den damaligen Besitzer, Earl of Erroll,
besuchte Stocker oft. Slains Castle war zu diesem Zeitpunkt ein klassizistischer
Prachtbau mit Kupferdach und Granitfassaden. Erst 1925 geriet der Eigentümer
in Geldnot, verkaufte zunächst das Mobiliar und dann das kupferne Dach.
Das verwandelte Schloss Dracula rasch in eine Ruine. Die Engländer sind bekannt für Skurrilitäten und seltsame Wettbewerbe.
Die Schotten - um bei der alle über einen Kamm scherenden Verallgemeinerung
zu bleiben - sind da nicht anders. In Aberdeens altehrwürdigem King's College,
einer katholischen Universität, die 1495 gegründet wurde, gibt es neben
einer Kapelle mit Schottlands letztem Eichengestühl aus dem 16. Jahrhundert
auch eine für jedermann zugängliche Toilette. Frei von halbwegs intelligenten
Schlagabtäuschen rund um die Toilettenkabine, die den Besuch von Uni-Klos
normalerweise unterhaltsam machen, informiert das neben dem Waschbecken angeschraubte
Schild über die sterile Sauberkeit: dieser Abort wurde zum "Klo des Jahres
1992" gekürt.
Dennoch hätte ich es nicht für möglich gehalten,
dass jemand freiwillig ein ganzes Haus in diesem Barbie-Pink einrichtet, und dann auch noch ein Hochzeitshotel, in dem andere Leute
ihre Flitterwochen feiern sollen. Als Einstimmung auf ein gemeinsames Leben würden
mir hier schwere Bedenken, wenn nicht gar Alpträume kommen. Doch Gäste
und Manager des Hotels, das den Namen "Madonna's Inn" trägt, schweben stolz
durch das Plastikparadies und geraten in Verzückung angesichts der pink-rosa
Toiletten mit Goldhähnen. Meine Barbie-Puppe hätte sich hier auch wohl
gefühlt. Da bin ich mir ganz sicher. Mit ihrem pinkfarbenen Koffer hätte
sie allerdings nicht mehr einziehen können, denn der landete irgendwann
auf einem Flohmarkttisch. |
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